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Frängische Wertarbeit

Da ist es schon wieder passiert, ich surfe so nichts ahnend im Netz und ich weiß auch nicht mehr wie es passieren konnte auf einmal war ich Besitzer einer Framus Strato Deluxe von 1966.

Geschichte

Framus war mir zwar als Name bekannt allerdings wußte ich nicht viel über die Firma, nach ein wenig Recherche fand ich heraus, daß es sich bei Framus um eine deutsche Firma handelte, die schon Anfang des letzten Jahrhunderts gegründet wurde. Viele bekannte Musiker wie Volker Kriegel, Attila Zoller, Jan Akkerman oder auch John Lennon spielten Framus Gitarren. In den Siebzigern kam dann das aus, wie für viele deutsche Firmen, aufgrund der stärker werdenden Konkurrenz aus Japan. Inzwischen gibt es die Firma Framus wieder und teilweise werden auch die alten Gitarren wieder aufgelegt.

Wer sich mal über die alten Framusmodelle informieren möchte wird hier fündig: Framus Vintage

Bei der ergatterten Strato Deluxe handelte es sich um die deutsche Antwort auf die Ende der 50iger Jahre in den USA aufkommenden Solid Body Gitarren und lehnte sich stark an die Fender Jaguar an, bot aber mehr Möglichkeiten der Soundbeeinflussung. Markantes Erkennungsmerkmal war der sogenannte Orgeleffekt, ein Poti mit einem Hebel mit dem man mit dem kleinen Finger die Lautstärke aufdrehen konnte und der durch eine Feder wieder in seine Ausgangsposition zurückfuhr.(siehe 5. Bild auf dieser Seite)

Bestandsaufnahme

Kommen wir zu meinem Schätzchen, die Bilder auf ebay zeigten, daß das Ding wohl noch ganz gut in Schuss war aber auch mal überarbeitet werden müßte, es ist ja immer ein bißchen Risiko so eine alte Gitarre nach Bildern zu kaufen ohne sie vorher mal in der Hand gehabt zu haben, da der Preis aber noch im Rahmen lag, war ich bereit das Risiko einzugehen.
Als das gute Stück bei mir ankam war die Spannung schon groß beim Auspacken, die Bedenken wurden aber schnell zerstreut, die Framus sah noch recht gut aus. Kurz mal angestöpselt, erstaunlich, alles funktionierte, Potis leichtgängig, kein Krachen oder Knacken, nur der Klinkenstecker war ein wenig locker. Ansonsten waren alle Teile noch vorhanden, die Mechaniken waren etwas schwergängig, wohl aufgrund von Verharzungen an den Schneckentrieben.
Die ganze Gitarre war für ihr Alter noch wirklich gut erhalten, klar, fast 50 Jahre gehen an so einem Instrument nicht spurlos vorüber, wer weiß was das Ding schon alles mitgemacht hat.:-)

Hier mal ein paar Detailbilder des Zustands:

Rust never sleeps

framus1


Nein, die Abdeckung ist nicht aus Holz, das ist meine Zimmerdecke, die sich in der verchromten Abdeckplatte spiegelt.:)

framus6

Die Pickups sind optisch in keinem besonders guten Zustand mehr

framus5

Dieser Klapperatismus an der Bridge diente dazu die Saiten abzudämpfen, Handballen waren wohl noch nicht in Mode.;)

framus4

Der sagenumwobene Orgeleffekt.:)

framus3

Hier fehlt wohl eine Abdeckung, wie man an den kleinen Löchern sehen kann.

framus2

Rost und Harz haben den Mechaniken ordentlich zugesetzt.

framus

Wie man unschwer erkennt mußte man da noch ein bißchen Arbeit reinstecken damit’s wieder ein Schmuckstück wird, die Saitenlage war auch ein wenig hoch.

Überarbeitung

Also habe ich das Teil erstmal auseinander gebaut


Bei diesem Winkel am Hals bin ich mir nicht sicher ob der Original ist, ich konnte bei Strato Modellen im Internet diesen Winkel nirgendwo finden.

framus1 (1)

Wirbelpuzzle ;)

framus2 (1)

Der entkernte Body(in Sandwichbauweise)

framus3 (1)

Die gut erhaltene Elektronik, scheinbar wurde auch nicht dran rumgebastelt

framus4 (1)


Sowohl die Bridge als auch das Tremolo habe ich komplett zerlegt…

Die Bridge

Bridge


Das Tremolo (dekoriert mit Hundehaaren.;)

Tremolo

…und dann die Teile gesäubert und poliert, schwierig war eigentlich nur, den jahrzehntealten Zigarettenschmier runter zu bekommen, mit Spüli ging’s dann so einigermaßen.

Das gesäuberte Tremolo

Tremolo sauber

Nun mal ein paar Vorher-Nachher Bilder, was so ein bißchen NevrDull, eine Messingbürste, Schleifpapier und ein Dremel ausmachen.:^)

Die eingebaute Tremoloeinheit

vh_bridge



Gurtknöpfe

vh_gurtknoepfe



Kopfplatte mit Saitenniederhalter

vh_kopfplatte

Orgeleffektknopf

vh_orgeleffekt

Pickups

vh_pickups

Whammie Bar

vh_whammie

Und so sieht das Schätzchen jetzt aus:

komplett

Leider sind die Mechaniken nachwievor eher was für Arnold Schwarzenegger, teilweise wirklich kaum zu drehen, da müssen wohl mal andere rein, wenn man das Ding tatsächlich mal spielen möchte.
Hat mal wieder Spaß gemacht so ein altes Teil wieder flott zu machen, wer weiß worüber ich beim nächsten Surfausflug stolpere.;-)

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2 Gedanken zu „Frängische Wertarbeit“

  1. Das sind klasse Teile! Arbeite im Moment eine 12saitige auf. Die war unspielbar, nähert sich aber unter großem Aufwand meinen Vorstellungen an!!
    Der Winkel (Messing?) am Halsfuß sieht dem Sattel meiner Gitarre sehr ähnlich! Der gehört da mit Sicherheit nicht hin!!
    Bräuchte mal ein Foto von dem Orgelpoti, bzw. eine Darstellung davon wie der funktioniert! Danke im Voraus!
    LG Gerd

    1. Hallo Gerd,

      leider kann ich Dir keine Fotos machen, da ich die Gitarre inzwischen verkauft habe.
      Der Orgelpotiknopf sitzt auf einer Feder, man zieht an dem Hebel nach oben und wenn man loslässt geht das Poti wieder in seine Ausgangsposition zurück.
      Im Prinzip ein Volumenregler mit automatischer Nullstellung.
      Die Feder fehlte damals bei meiner Framus, ich habe die dann beim Dorstener Musikkeller nachbestellt, da findest Du auch ein Foto der Feder.
      Ich hoffe das hilft Dir weiter.

      Viele Grüße

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